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Die Antwort auf Fragen, die mit „Bin ich eigentlich die einzige Person …“ anfangen, ist grundsätzlich „Nein“.

Ugols Law

Erfahrungsbericht zum CT 1/2023 von Shrimpy

Auf meinem ersten CT war ich ein paar Monate vor meinem 16. Geburtstag: es war das CT 2023/1, welches sogar vier Tage lang ging anstatt den normalen drei. Angereist bin ich mit meinen Eltern, welche mich mit dem Auto gefahren haben. Wir kamen gegen 16:30 Uhr an, gleichzeitig mit ein paar anderen Menschen, die zufälligerweise auch einen Blahaj (ein Kuscheltier von IKEA) dabei hatten wie ich! Wir haben Flossen geschüttelt und haben uns zur Anmeldung in den Eingangsbereich des Hauses begeben. Ich wurde sehr lieb von den Organisierenden empfangen und habe mich in ein Zimmer eingetragen. Außerdem habe ich mich noch für zwei Spüldienste eingetragen und meinen negativen Corona Test vorgezeigt, der damals noch nötig war. Danach habe ich mich auf die abenteuerliche Reise gemacht, mein Zimmer zu finden und mein Bett zu beziehen. Ich bin danach sofort runtergegangen in den Speisesaal, wo schon ca. 15 Leute an den Tischen saßen, sich unterhalten oder Kartenspiele gespielt haben. Zunächst habe ich mir mein Namensschild aus all den anderen, welche alle auf einem der Tische lagen, rausgesucht. Dann habe ich einen Menschen begrüßt, welchen ich vom Treff kannte und wir haben uns zu den anderen gesetzt. Nach einer Einführung und ein paar Ankündigungen seitens der Organisierenden gab es Abendessen und danach eine Hausführung, damit man weiß, wo alles ist. Es waren wirklich viele Menschen, die wie ich zum ersten Mal auf dem CT waren. Da hat die darauffolgende Kennenlernrunde wirklich geholfen, ein paar erste Kontakte zu knüpfen. Unter anderem gab es eine kurze Vorstellungsrunde, Gespräche in kleineren Gruppen mit einem vorgegebenen Thema und weitere Kennenlernspiele. Danach sind ich und viele andere aus der Kennenlernrunde noch in dem Raum geblieben um Privacy zu spielen, bevor ich letztendlich ins Bett gegangen bin.

Erst am Samstagmorgen habe ich auch die anderen Menschen kennengelernt, welche mit mir auf einem Zimmer waren, weil man wirklich wenig Zeit auf den Zimmern verbringt. Das kann aber auch sehr schön sein, da man sich so immer mal zurückziehen kann, ohne, dass noch weitere Menschen permanent mit einem im Zimmer sind.  Das Frühstücksbuffett war wirklich vielseitig und es war für jede*n etwas dabei. Ich habe mir Brötchen und Tee geholt und mich zu ein paar anderen Menschen an einen Tisch gesetzt. Wir haben uns darüber unterhalten, zu welchen Workshops wir gehen wollen. 
Zuerst standen allerdings die Gruppenstationen auf dem Plan: alle, die teilnehmen wollten, haben einen Zettel gezogen auf denen verschiedene kinky Symbole waren. Wir mussten uns dann selber mit Menschen zusammenschließen, die das gleiche Symbol wie man selbst hatten. Wenn man sich gefunden hatte, durfte man sich auch noch einen Gruppennamen aussuchen und hat einen Laufzettel bekommen. Es gab sehr vielfältige Stationen wie Dosen werfen, kinky Tabu, ein Quiz usw. Für jede bestandene Station hat man einen Stempel auf dem Laufzettel bekommen. Meiner Meinung nach haben die Gruppenstationen wirklich geholfen, Menschen näher kennenzulernen, schließlich mussten wir ja gemeinsam die anderen Gruppen überbieten! Danach gab es dann Mittagessen, welches auch sehr lecker war. Weil beim darauffolgenden Spüldienst Musik lief, hat das Spülen sogar viel Spaß gemacht.

Auf dem CT werden verschiedene Workshops angeboten. So war ich zum Beispiel Samstagnachmittag bei dem Workshop ,,Spielen mit Temperatur". Hier wurde viel aus medizinischer Sicht erzählt und über Gefahren sowie Risiken aufgeklärt, aber wir durften auch viele Sachen ausprobieren wie ätherische Öle oder Kerzenwachs, die wir uns auf unsere Arme tropfen konnten. Direkt danach gab es  Abendessen, bei welchem ich leider beide Optionen nicht mochte. Da haben mich zwei andere Menschen mit nach hinten in die Küche genommen und wir haben vom Küchenteam Nutellabrote bekommen und einfach etwas gequatscht. Wenn ihr also beim Essen nichts passendes findet, sprecht das Küchenteam oder die Organisierenden an, die helfen euch weiter. Es muss niemand hungern. Danach bin ich noch zu einem Fessel-Workshop* gegangen. In den verschiedenen Runden konnte man immer wieder zu neuen Menschen finden und hat dann nach einem kurzen Konsensgespräch ein bis zwei Fesselungen miteinander ausprobiert, manchmal mit Input von den Aufsichtspersonen oder völlig frei - auf was auch immer man Lust hatte. 

Am Sonntag bin ich morgens duschen gegangen. Nach dem Frühstück habe ich mich auf mein Zimmer zurückgezogen, da mich keiner der Workshops interessiert hat. Aber im nächsten Workshopslot war ich beim ,,Consent - 1001 Weg dahin" Workshop. Es hat mir sehr gefallen, weil wir uns immer zuerst in Kleingruppen zu einem Thema unterhalten haben, um dann die Ideen und Erfahrungen in der großen Runde zu teilen. Auch wenn Konsens ein Thema ist, über dass man sich in der SMJG schon viel unterhalten hat, konnte man trotzdem noch etwas neues mitnehmen. Nach dem Mittagessen bin ich dann wieder zum Spüldienst gegangen und habe mich bis zum nächsten Workshop nochmal auf mein Zimmer zurückgezogen. Nach diesem Workshops habe ich mit ein paar Menschen Brettspiele gespielt, bis die Preise für die Gruppenstationen ausgelost wurden. Zum Abendessen gab es sehr leckere Nudeln und ich durfte zu wunderschönem Karaoke Gesang, welcher aus dem Keller strömte, einschlafen.

Leider hielt mein Schlaf nicht so lange, da jemand in meinem Zimmer geschnarcht hat und selbst meine tollen Ohrstöpsel dem nicht standhalten konnten. Daher bin ich mit meinem halben Bett in die Bibliothek gewandert und habe mir dort ein paar Bücher angeschaut. Die sogenannte ,,blaue Lagune" war dafür wirklich ein sehr schöner Ort, es war sehr ruhig mit gedimmten Licht und auch über den Tag ist sie ein guter Rückzugsort, sodass sich die Stunden bis zum Frühstück sehr gut aushielten ließen. Bevor mich meine Eltern wieder abgeholt haben, habe ich mich von den Menschen verabschiedet, die ich das Wochenende über kennengelernt habe. 

Als ich wieder zuhause und im Alltag angekommen war, war ich sehr glücklich den Schritt gewagt zu haben und zum CT gekommen zu sein. Ich war viel selbstbewusster und habe sogar vor Freude geweint. Diese Freude hat noch lange angehalten. Ich würde deswegen jedem ans Herz legen, sich zu trauen hinzugehen, auch wenn man niemanden dort kennt oder noch "relativ" jung ist! :)

* Meine Teilnahme fand in Absprache mit meinen Eltern statt.

Dieser Bericht wurde verfasst von Shrimpy (17 Jahre alt, zum Zeitpunkt des CTs 15 Jahre alt)